Die Themen: |
Waffenentwicklung und Waffengebrauch
-von R. D.
Nach zaghafter Einführung der ersten Feuerwaffen (Arkebusen und
Hakenbüchsen) im ausklingenden Mittelalter, setzte die Luntenschloßmuskete
neue Maßstäbe und änderte die Kriegskunst in den folgenden
Jahrhunderten. Die Luntenschloßmuskete war die Bewaffnung
der spanischen Conquistadores und der Heere des 30 jährigen Krieges.
Den teilweise schweren und klobigen Waffen mit glatten Lauf, gelang es
nicht die davor gebräuchlichen Waffen vom Schlachtfeld zu verdrängen
oder gar zivil genutzt zu werden. Für die Jagd gebrauchte der Adel
die immer noch treffgenauere Armbrust, die erst von den Steinschloßgewehren
mit gezogenen Lauf ersetzt wurden.
Waffenarten
Kurzwaffen
Kurzwaffen auch Faustfeuerwaffen sind Feuerwaffen, die nicht länger
als 60 cm sind und in der Regel mit einer Hand abgefeuert werden können.
Kurzwaffen wurden bei Kavallerieeinheiten eingesetzt, später auch
beim Troß, Artillerie und als Säbel und Degen aus der Mode kamen
auch bei Unteroffizieren und Offizieren. Im zivilen Bereich diente das
Führen von Kurzwaffen nur zum Angriff oder Verteidigung und war für
die Jagd wegen seiner mäßigen Treffergenauigkeit und ballistischen
Eigenschaften auf größere Entfernung weniger geeignet. Der Vorteil
der Kurzwaffen ist das geringe Gewicht und die Handlichkeit, die auch ein
verdecktes Tragen ermöglichte.
Pistolen sind ein oder mehrschüssige Vorder- oder Hinterladewaffen,
bei denen für jeden Schuß ein eigener Lauf geladen wird, bei
Mehrlaufpistolen kann auch von Bündelpistolen (Pepperbox) gesprochen
werden, oder Selbstladepistolen, bei denen die Energie des letzten Schusses
eine neue Patrone aus dem Magazin in das Patronenlager befördert wird.
Revolver mehrschüssige Kurzwaffe, bei der die Patrone, oder die
Ladung in einer rotierenden Trommel geladen ist. In der Regel haben Revolver
nur einen Lauf und können auch Drehpistolen genannt werden.
Langwaffen
Langwaffen sind Feuerwaffen, mit einer Länge von mehr als 60 cm,
für die meist beide Hände zum Abfeuern gebraucht werden. In den
letzten Jahrhunderten haben sich die Gewehre immer mehr zur Standardbewaffnung
der Infantrie herauskristallisiert. Durch aufpflanzen des Bajonetts bei
den militärischen Langwaffen ließen sie sich dadurch auch,
wie Stangenwaffen handhaben. Noch bis in die Anfänge des letzten Jahrhunderts
war die These der Militärs, daß sich eine Schlacht nur durch
einen Bajonettangriff gewinnen ließ. Zivilie Langwaffen wurden als
Büchsen (Projektil) oder Flinten (Schrot) zur Jagd und zum Schutz
von Haus und Hof verwendet.
Musketen einschüssige Vorderladerwaffe, mit einer Gesammtlänge
von 1,2 m bis 1,5 m und nichtgezogenen (glatten) Lauf. Die große
Länge der Musketen läßt sich dadurch erklären, daß
sie sich mit aufgepflanzten Bajonett nicht nur gegen feindliche Infantrie,
sondern auch zur Verteidigung gegen einen feindlichen Kavallerieangriff
eignen. Waffen mit glatten Lauf hielten sich lange im militärischen
Gebrauch, weil lange Zeit nicht sehr viel Wert auf das treffsichere Schießen
gelegt wurde, das Laden einer glattläufigen Waffe mit weniger Kraftaufwand,
somit schneller ging und oft Rundkugeln mit einem sehr viel kleineren Durchmesser
verwendet wurden, die sich auch in stark verschmutzte Waffen laden ließen.
Als Taktik für die mit Musketen bewaffneten Heere, entwickelte
sich das starre Aufmarschieren der Heere in Reihe und Glied und das Salvenfeuer,
das in den Kabinett- und Napoleonischen Kriegen perfektioniert wurde.
Gewehrmusketen einschüssige, meist Vorderladerwaffen, mit einer
Gesammtlänge von 1,2 m bis 1,5 und gezogenen Lauf. Die Länge
dient nicht der Verbesserung der Schußleistung, sondern der Handhabung
mit aufgepflanzten Bajonett.
Die Gewehrmuskete konnte erst nach der Erfindung des Minie-Geschosses
zur Standardbewaffnung der Armeen erhoben werden, da das Minie-Geschoß
sich auch ohne großen Kraftaufwand schnell laden ließ und somit
den Vorteil der verbesserten Treffgenauigkeit brachte.
Das Aufkommen der Gewehrmusketen veränderte die Schlachtordnung,
der Abstand der beiden gegnerischen Heere nahm wegen der verherenden Folgen
des Salvenfeuers zu und die Bedeutung der Deckung während des Kampfes
nahm einen größeren Stellenwert ein.
Gewehre, ein- oder mehrschüssige, Vorder- oder Hinterladerwaffen,
mit einer Gesamtlänge von 1 m bis 1,2 m, haupsächlich mit gezogenen
Läufen. Bevor das Gewehre hauptsächlich bei Militär verwendet
wurden, wurden schon über ein Jahrhundert von Zivilisten benutzt,
die mehr Wert auf die Treffgenauigkeit, als auf die längere Ladedauer
legten, meist Jäger, Fallensteller, Waldläufer und Siedler. Das
Gewehr ist auf gute Schußleistung kostruiert.
Schon recht früh zogen die Armeen Jäger in eigenen Einheiten
zusammen, da diese für ihre Schießkunst berühmt waren.
Zusammen mit der leichten Infantrie wurden sie als Plänkler (Skirmisher)
eingesetzt, oder alleine, um den Gegner unter gezieltes Feuer zu nehmen.
Jägerregimenter unterschieden sich von der Linieninfantrie durch farblich
abgesetzte Uniformen, meist ins Grüne gehend.
Karabiner, ein- oder mehrschüssige, Vorder- oder Hinterladerwaffen,
mit einer Gesamtlänge von 0,8 m bis 1 m. Bewaffnung für die Kavallerie,
Artillerie und den Troß.
Schon im 30 jährigen Krieg benutzten Kavallerieeinheiten Radschloßkarabiner,
doch erst im amerikanischen Bürgerkrieg gelangten die Karabiner wieder
zur Blüte und im beengenden Grabenkampf des ersten Weltkriegs wurden
sie zur Hauptbewaffnung der kaiserlichen Sturmtruppen. Karabiner wurden
noch im 2. Weltkrieg für Luftlandetruppen entwickelt, doch heutzutage
spielen sie keine Rolle mehr, da Maschinenpistolen universell eingesetzt
werden.
In der Entwicklung der Feuerwaffen gab es verschiedene Entwicklungsschienen,
es galt die Handhabung zu vereinfachen, den Zündmechanismus zu verbessern,
den Ladevorgang zu beschleunigen und die Treffgenauigkeit zu präzisieren.
Nur all zu oft wurden die technischen Neuerungen nicht gleich im großen
Stile eingeführt, aus Kostengründen, konservatives Denken der
Militärs, Vorteil einer Entwicklung wirkt sich negativ auf andere
Eigenschaften der Feuerwaffen aus.
Zündsysteme
Luntenschloß
War der erste Schritt innerhalb einer Entwicklungsreihe, da vormal
die Hakenbüchsen von den Knappen mit einem glühenden Hanfschnur
per Hand gezündet wurde. Das Luntenschloß machte vereinfachte
das Zünden für den Schützen, so das es ihm auch möglich
war besser mit der Waffe zu zielen.
Bei der Luntenschloßwaffe wurde die glühende Lunte an dem
Hahn befestigt, der vor dem Schuß in die Schußposition arritiert
wurde. Durch Betätigung des Abzugs schnellte der Hahn vor, positionierte
die glühende Lunte vor dem Zündloch im Lauf und zündete
die Pulverladung.
Radschloß
Das Radschloß spielte nur ein kleines Intermezzo in der Waffengeschichte,
da es nur in verhältnismäßig kleiner Stückzahl produziert
wurde, durch seine Komplexität war es nicht gerade billig und wurde
auch rasch vom besseren Steinschloß verdrängt. Das Radschloß
wurde im 17. Jahrhundert in Reiterpistolen, Kavalleriekarabinern und Prunkgewehren
eingebaut.
Die Feder des Radschlosses mußte vor Benutztung, wie bei einer
Uhr aufgezogen werden. Der Feuerstein saß in den Klemmen des Hahns
und schnellte zur Schußabgabe auf das Rädchen des Radschlosses.
Wie bei modernen Feuerzeugen, rieb das Rädchen Funken vom Feuerstein
ab, die die Pulverladung zündeten.
Steinschloß
Das 18. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die große
Zeit der Steinschloßwaffen, die aber noch viel länger von Privatleuten
verwendet wurde. In Manufakturen und bei Büchsenmacher wurden diese
Waffen in großen Mengen produziert, z.B. die Longrifle der amerikanischen
Siedler, die Brown Bess der englischen Armee in den nordamerikanischen
Waffengängen und den napoleonischen Kriegen, die Charleville und 1777
Muskete der französischen Armee in amerikanischen und europäischen
Feldzügen, die Kuhfußmuskete der fridrizianischen Armee usw.
Militärwaffen waren grundsätzlich glattläufig, während
Jagd- und Privatwaffen oft einen gezogenen Lauf besaßen.
Bei der Schußabgabe schnellte der Hahn mit befestigten Feuerstein
nach vorne, kolledierte dort mit der Batterie. Durch diese Reibung schlug
der Feuerstein Funken und entzündete das in der Batterie befindliche
Pulver.
Perkussion
Das Perkussionsschloß vereinfachte wiederum den Ladevorgang und
führte auch zu einer witterungsunab-hängigeren Waffenfunktion.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich auch das Minie-Geschoß
durchsetzte, wurden Militärwaffen mit diesem Zündsystem,
mit gezogenen Läufen für dieses Geschoß in Dienst gestellt,
z.B. die englischen Enfield-Pattern (3-Band-Musketen) im Krimkrieg und
amerikanischen Bürgerkrieg und die amerikanischen Springfield Musketen.
Die Büchsenmacher und Erfinder tüftelten jetzt an Systemen, um
den Ladevorgang und die Schußabgabe noch schneller zu gestalten,
ein Samuel Colt entwickelte seine Vorderladerrevolver und viele Perkussionshinterladekarabiner
kamen vor und während des amerikanischen Bürgerkriegs auf den
Markt, z.B. Sharps-Karabiner, Gallagher-Karabiner, Burnside-Karabiner usw.
Das neue bei der Perkussion war das Zündhütchen, meist aus
Kupfer, aber auch aus Messing, das mit Fulminaten gefüllt war. Der
Hahn, der ab jetzt nur noch als Schlagstück diente entzündete
den empfindlichen Sprengstoff in dem Zündhütchen und leitete
den Feuerstrahl durch ein kleines Röhrchen (Piston) zur Pulverladung
im Lauf.
Patronenwaffen
Schon die Landsknechte im 30-jährigen Krieg trugen abgepackte
Pulvermengen in Säckchen mit sich herum, bei regulären Armeeeinheiten
setzte es sich durch, daß die Pulverladung und das Geschoß
als Papierpatrone in der Munitionstasche transportiert wurde. Der hintere
Teil dieser Papierpatrone wurde aufgerissen, etwas Pulver in die Batterie
des Steinschlosses gefüllt und die restliche Menge Pulver mit Papier
und Geschoß wurden in den Lauf geschoben. Bei Perkussionswaffen ging
es noch einfacher, indem die Papierpatrone hinten aufgerissen wurde, die
ganze Patrone mit Inhalt in den Lauf geladen wurden und nur noch das Zündhütchen
auf den Piston gesetzt werden mußte. Bei diesen Varianten mußte
die Patrone immer hinten geöffnet werden, da die Zündflamme nicht
immer durch das dicke Papier schlug und die Hauptladung zündete.
Die ersten in Massen produzierten Hinterlader wurden mit Papierpatronen
geladen, z.B. das Dreyse-Zündnadelgewehr (die Patrone nahm Geschoß,
Zündhütchen und Pulverladung auf und wurde durch eine Zündnadel
gezündet), das Sharps-Gewehr (Papierpatrone mit Pulverladung und Geschoß
wird von hinten in den Lauf geschoben, beim Schließen des Verschlusses
schneidet dieser die Hinterkante der Papierpatrone ab, so daß das
Pulver direkt am Verschluß anliegt, die Zündung erfolgt durch
ein Zündhütchen, das auf den Piston am Verschluß aufgesetzt
wurde). Der Sharps machte die ganze Entwicklung der Patronenwaffen durch,
erst wurde es mit Papierpatronen, dann mit Messingpatronen (die Messingpatrone
nahm nur Pulver und Geschoß auf, hatte ein Loch im Boden, durch das
die Zündung über das Zündhütchen die Ladung erreichte)
und schließlich normale Metallpatronen (mit Geschoß, Ladung,
Hülse und Zündhütchen) in den Kalibern 54/70 Government
(Schwarzpulver-Ordonanzpatrone der US-Armee Ende des 19. Jahrhunderts)
und 54/120 für die Büffeljagd, da das Sharps auch größte
Ladungen verdaute.
Quellen:
Jan Boger, Schwarzpulver Digest, Motorbuchverlag 1988
Jan Boger, Der US-Bürgerkrieg, Motorbuchverlag, 1995
Ian V. Hogg, Schusswaffen und wie sie funktionieren, Motorbuchverlag
Roger Ford, Die Geschichte der Gewehre, Karl Müller Verlag
William Reid, Buch der Waffen, Orbis Verlag, 1991
|