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Trapper und der Pelzhandel
ein historischer Überblick
-von Butch T. Cassidy (Hudson
Bay Trail Crew)
Die Anfänge
Für die meisten Menschen, die sich nur oberflächlich mit
der Materie des sog. "Wilden Westens" befassen ist der Cowboy, diese harte,
verwegene Reitergestalt mit dem großen Colt tief an der Hüfte
(natürlich am Oberschenkel festgeschnallt), und dem Hauch von Freiheit
und Abenteuer riesige Longhorn-Herden jahrzehntelang durch alle Wild-West-Filme
trieb, die Gestalt, die den damaligen Westen repräsentierte. Ihre
Ära begann jedoch erst relativ spät und war nur von kurzer Dauer.
Lange vorher prägten andere wagemutige Männer das Land:
Als erstes großes, kommerzielles Unternehmen etablierte sich
der Pelzhandel der Franzosen in der "Neuen Welt". Bereits 1534 fuhr Jaques
Cartier den St. Lawrence River stromaufwärts bis zur indianischen
Siedlung Hochelaga (Montreal/Kanada), wo er mit einem Stamm der Irokesen
Tauschhandel trieb und Pelze mit zurückbrachte, doch es verstrichen
noch fast 70 Jahre nach diesem Fellhandel, bis in Frankreich ein organisiertes
Geschäft daraus wurde. Ausschlaggebend war, daß sich die Biberpelzmäntel
der Indianer, deren lange seidige Deckhaare sich abgewetzt hatten, hervorragend
zur Herstellung feinsten Hutfilzes geeignet waren. Also ging man daran,
diese Deckhaare künstlich zu entfernen, um diese Grundlage für
die Hutfertigung zu erhalten. Diesem Umstand war es zu verdanken, daß
sich die Geschäftsleute für Biberpelze interessierten.
Im Jahr 1603 bekam ein Edelmann namens Sieur de Monts aus St. Malo
das "Privileg des Fischfangs und des Pelzhandels in den Gebieten der neuen
Welt" verliehen und gründete mit einigen Kaufleuten die erste Pelzhandelsgesellschaft,
die "Compagnie des cent Associes". 1605 reiste Sieur de Monts nach Amerika
und gründete zusammen mit Samuel de Camplain (später einer der
maßgeblichen französischen Kolonisatoren und Entdecker) in New
Scotland die erste eutopäische Siedlung, Port Royal (später Annapolis
Royal).
De Champlain gründete 1608 Quebec und erforschte das Innere des
unbekannten Kontinents, wobei eifrig Handel getrieben wurde, sodaß
regelmäßig wertvolle Pelze nach Frankreich verschifft werden
konnten. Bereits zu dieser Zeit gab es heftige Spannungen zwischen französischen
Händlern, Kolonisten uns englischen Siedlern, die sich zu einer bewaffneten
Auseinandersetzung ausweiteten, als die Engländer 1613 Port Royal
niederbrannten. Dieser Krieg ( in dieser Zeit spielen Cooper`s Romane "Lederstrumpf"
und "Der letzte Mohikaner") endete mit einem unbehaglichen Frieden, der
1632, also nach 19 Jahren, in St. Germain geschlossen wurde. Dieser Friede
sicherte den Franzosen zwar ihre Einflußgebiete, beendete jedoch
nicht die Rivalität zwischen ihnen und den Engländern.
Das war die Zeit der "Coureur de Bois" (Waldschwärmer), Männer,
die ihre Freiheit liebten, ehemals Geknechtete, die in der "Neuen Welt"
ihre eigenen Ideen und Träume ausleben konnten. Sie verachteten die
Kolonisten, waren nicht seßhaft und zogen sich immer tiefer in die
Wildnis zurück, je näher die Zivilisation heranrückte. Sie
waren jedoch durch ihre Kenntnis von Land und Indianern (sie waren sowohl
mit den einzelnen Stämmen als auch der indianischen Sprachen kundig)
für die Siedler von unschätzbarem Wert. Die frühen Pelzhändler
und Jäger erlagen der rauhen Schönheit eines weiten, unberührten
Landes, der grenzenlosen Weite schier unendlichen Waldes. Ihr höchstes
Gut war ihre Freiheit und ein sehr schwer zu definierendes Lebensgefühl.
Sie waren die eigentlichen Entdecker Amerikas.
1659 bereisten und erforschten Pierre Esprit Radisson und Medard Chouard
des Groseilliers das Gebiet rund um die großen Seen und knüpften
die ersten Handelsverbindungen zu den dort ansässigen Indianern. Nachdem
sie bis in das heutige Minnesota vorgedrungen waren und einen Winter bei
den Sioux verbracht hatten, kehrten sie mit 60 schwer beladenen Kanus zurück.
Bereits im folgenden Jahr brachen sie wieder zu einer Handelsreise auf,
die sie wiederum sehr erfolgreich abschließen konnten. Sie erkannten
nun zwar die Bedeutung des Pelzhandels, waren jedoch nicht in der Lage,
ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, sodaß sie sich 1665 mit
präzisen Vorschlägen bezüglich des systematischen Aufbaus
einer effektiven Organisation an die "Compagnie des Indes Occidentales"
wendeten. Diese jedoch wiesen sie schroff ab und untersagten ihnen auch
noch den privaten Pelzhandel.
Die erste Gesellschaft, die "Compagnie des cent Associes", löste
sich 1663 auf und gab ihr Handelsprivileg an den französischen Staat
zurück, der es 1665 der neuen Gesellschaft "La Compagnie des Indes
Occidentales" übertrug. Diese Gesellschaft sollte später zu einer
empfindlichen Konkurrenz zur englischen "Ost Indien Company" werden. Zwischen
1721 und 1760 hielt sie sogar das Exportmonopol für Biberpelze in
New France. Um effektiv arbeiten zu können fehlte ihnen der richtige
Aufbau der Organisation. In ihren Handelsniederlassungen warteten die Händler
auf die Indianer, die ihnen die Pelze bringen sollten. Die Ausbeute blieb
aber sehr gering, weil Händler wie Groseilliers und Raddison trotz
des Verbotes direkt zu den ihnen bereits bekannten Stämmen gingen
und dort mit den Indianern, die Vertrauen zu ihnen gefaßt hatten,
gute Geschäfte tätigen konnten.
Nachdem auch eine Reise nach Paris nichts fruchtete, wandten sich Raddison
und Groseilliers an Prince Rupert, einem Neffen des englischen Königs,
der ihnen 1667 seine Unterstützung zu Durchführung ihrer Pläne
zusagte.
Ihr Plan: Die Errichtung einer Pelzhandelsniederlassung in der Hudson
Bay. Prince Rupert begeisterte englische Geschäftsleute von dieser
Idee, die es ermöglichten, daß bereits im Juni 1668 Groseilliers
mit einem englischen Schiff nach Kanada fuhr, wo er in der Jamesbay an
dem Flüßchen namens Rupert-River die Handelsstation Fort Charles
errichten konnte. Im Jahr darauf konnte eine Schiffsladung Pelze nach England
geschickt werden. Dieser unerwartet große Erfolg hatte zufolge, daß
eine Gesellschaft gegründet wurde, die sich um ein königliches
Privileg bewarb. Durch den Einfluß Prince Ruperts wurde am 2. Mai
1670 den 17 Anteilseignern der Gesellschaft durch König Karl II. die
entsprechende "Charter" verliehen. Das war der Beginn der legendären
"Hudson Bay Company".
Quellen: Dietmar Kuegler, In der Wildnis die Freiheit..., Verlag für
Amerikanistik
Washington Irving, Astoria
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