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Darstellung von Kavallerie ohne Pferd

von Gernot Duda

Das Thema ist seit jeher recht umstritten und die Meinungen gehen oft weit auseinander. Die Frage die sich stellt ist, ist die Darstellung von Kavallerie ohne Pferd auf Reenactments sinnvoll bzw. möglich.

Über den Sinn lässt sich mit Sicherheit streiten. Warum sollte jemand, der weder reiten kann noch ein Pferd besitzt Kavallerie darstellen? Früher war das recht einfach. Weil die konföderierten Kavalleristen im amerikanischen Bürgerkrieg allesamt Gentlemen waren. Weil sie die Elite der Gesellschaft darstellten, reiche Pflanzer, deren Söhne, Neffen etc. Oder noch einfacher, weil die Uniform mit dem Kontrast grau/gelb einfach geil ausschaut.

Deshalb zwängen sich die Leute in die Uniformen, meist von Kavallerieoffizieren, mit großem Hut, noch größerer Straußenfeder, gelbe Schärpe, gelb am Kragen, an den Ärmeln und an den Hosen, mit arschhohen Reiterstiefel. Ganz ihrem großen Vorbild JEB Stuart folgend. Das war früher so und, leider ist es das heute auch. Wirklich Sinn macht es eigentlich nicht, denn ein Kavallerist ohne Pferd ist eine arme Sau, damals wie heute. Damals wurden man zur Infanterie versetzt wenn man nicht in der Lage war einen Ersatz zu beschaffen. Ganz so schlimm ist es heute nicht, man dient ja nicht in einer richtigen Armee.

Da der bewegliche Untersatz fehlt muss man zu Fuß gehen. Das Equipment ist eher hinderlich. Vor allem der Säbel gibt genügend Gelegenheit um aus dem Gleichgewicht zu geraten und auf Schritt und Tritt folgt einem der Spott und Hohn der Kameraden, vor allem der der Infanteristen. Dauernd wird einem erklärt daß es so etwas, einen Kavalleristen ohne Pferd, niemals gegeben hat und man ein Paradoxon schlechthin sei. Selbst der Hinweis, die Pferde, natürlich nur imaginär vorhanden, würden angebunden außer Sichtweite stehen sticht hier nicht wirklich. Findige Infanterieoffiziere, ermüdet von den dauernden Diskussionen über nicht existente Pferde, lassen letztere sogleich von ihren Soldaten, natürlich imaginär liquidieren und erklären dem verdutzten Kavalleristen dann seine Versetzung zur Infanterie. Nein, Sinn macht es wirklich nicht, und Spaß eigentlich auch nicht. Außer man hat ein dickes Fell.

Ist es somit unmöglich einen Kavalleristen darzustellen, obwohl man sich für die Kavallerie interessiert, aber kein Pferd hat? Sind Infanterie oder Artillerie die einzigen Alternativen? Moment, Artillerie setzt ein Geschütz voraus, wenn man das auch nicht hat, bleibt dann doch nur die Infanterie? Hmmmmmm.

Ich bin der Meinung, es geht doch. Wenn man sich die Geschichte der konföderierten Kavallerie einmal genauer betrachtet wird einem eines sofort auffallen. Der konföderierte Kavallerist brachte, bis auf wenige Ausnahmen sein eigenes Pferd mit. Das machte die Kavallerie des Südens anfällig für Ausfälle. Ging das Pferd verloren oder war dienstuntauglich musste der Reiter Ersatz besorgen. Zuerst wurde er der Company Q, dem Sammelpunkt für alle nicht einsatzfähigen Männer zugeteilt und, war er erfolglos in der Suche nach Ersatz, der Infanterie oder Artillerie. Keine schöne Vorstellung für einen Kavalleristen. Die Zahlen belegen daß ein Großteil der Soldaten der konföderierten Kavallerie permanent abwesend war weil sie sich auf der Suche nach Ersatzpferden befanden. Im Herbst 1862 war nur ca. die Hälfte von Stuart's Kavallerie einsatzbereit. Die andere Hälfte war ohne brauchbares Pferd, ein großer Teil davon in der Heimat auf der Suche nach Ersatz. Die 13th Virginia Cavalry hatte im Mai 1863 eine Effektivstärke von 56%, die 10th Virginia von 40% und die 2nd NC sogar nur 34%. Wie gesagt, ein Großteil der Männer war in diesem Zeitraum abwesend, auf der Suche nach neuen Pferden, aber andere auch nicht. Bei der 13th VA waren es 153 Mann, bei der 10th VA 73 und bei der 2nd NC 161.

Was war mit diesen Männern? Nun, die Erklärung ist relativ einfach. Entweder sie warteten darauf daß ihre eigenen Pferde wieder gesund wurden während diese im „Camp Cripple“ waren, oder die Operationslage machte es unmöglich daß sie nach Hause geschickt wurden. Was machten diese Männer in solchen Zeiten. Sie wurden eingesetzt! Wozu waren diese Männer denn gut, so ohne Pferd?

Nun, z. B. als Vorposten. Robert E. Lee lehnte es ab Infanteristen auf Vorpostendienst zu schicken da er befürchtete die Infanteristen könnten in Gefangenschaft geraten weil sie sich nicht schnell genug absetzen konnten. Kavalleristen konnten das schon. Welchen Sinn es machte „pferdelose“ Kavalleristen hierfür einzusetzen lässt sich nur erahnen. Man wollte die Reiterei schonen, denn schneller weg waren „Dismounteds“ auch nicht, Kavallerie hin oder her.

Eine weitere Möglichkeit war als Wache oder Begleitschutz. Auf dem Rückzug von Gettysburg wurden viele Kavalleristen die ihre Pferde verloren hatten Imbodens Wagenzug zugeteilt und verteidigten diesen gegen angreifende US-Kavallerie. Andere kämpften zusammen mit Gen. Pettigrew als Nachhut und deckten Lee's Rückzug

Am 29. Juli 1863 verbot JEB Stuart, frustriert durch den fehlgeschlagenen Gettysburg-Feldzug, die Company Q in seiner General Order No. 25. Robert E. Lee empfahl ihm die Kavalleristen ohne Pferde als Infanterie einzusetzen bis für sie Ersatzpferde beschafft werden konnten. Die Generäle Hampton und Gordon benutzten Kavalleristen ohne Pferde in verstärktem Maß als Vorposten oder platzierten stärkere Gruppen von ihnen an strategisch günstigen Punkten um den Vormarsch des Gegners zu stoppen oder zu verzögern und sie somit einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Auch die Existenz von Major H. Farley's foot brigade, welche komplett aus pferdelosen Kavalleristen bestand, zeugt davon daß diese Männer auch im Kampf eingesetzt wurden.

Nun noch ein paar zusätzliche Bemerkungen zum Thema „dismounted“ (pferdelose) Cavalry und Reenactment. Was die Bewaffnung angeht, so kann man sich durchaus am Kavalleristen mit Pferd orientieren. Der konföderierte Kavallerist wurde mit unterschiedlichen Waffen ausgestattet. So finden sich hier Musketoons, Karabiner unterschiedlichster Hersteller sowie 2- und 3-Bänder Gewehre. Im Gegensatz zu Infanteristen dürfen Kavalleristen zu Fuß auch Pistolen und Revolver tragen. Nur den Säbel sollte man besser weg lassen.

Drill. Auch hier sind schon unzählige Diskussionen geführt worden. Da pferdelose Kavalleristen meist zu Fuß unterwegs sind bevorzugen es viele die Männer wie Infanteristen auszubilden, nach Hardee's. Meine persönliche Meinung sieht anders aus. Man sollte prinzipiell davon ausgehen, daß Kavalleristen erst einmal wie Kavalleristen ausgebildet wurden und erst später in die missliche Lage gerieten sich ohne Pferd zu bewegen. Somit lässt dies eigentlich nur einen Schluß zu, sie wurden wie Reiter kommandiert denn zwei Kommandos für ein und dieselbe Sache machen wenig Sinn. Leider lassen sich aus den meist benutzten Manuals nach Cooke und Patten keine Rückschlüsse ziehen, da beide diesen Fall einfach nicht vorsehen. Geht man aber in der Geschichte nur um ein paar Jahre zurück und nimmt sich das Drillhandbuch von Poinsett vor erkennt man schon bald daß die Kommandos zu Pferd und zu Fuss die selben waren. Und, Poinsett diente als Basis für Patten und Cooke.

Noch eines zum Schluß. Eine wichtige Frage ist, sollte jemand der keinerlei Ambitionen besitzt jemals ein Pferd zu besteigen „abgesessene“ Kavallerie darstellen? Diese Frage muß ich eindeutig mit NEIN beantworten. Zur Darstellung eines Kavalleristen gehört nicht nur das Tragen der Uniform, sondern auch der Umgang mit den Tieren. Nur wer hierzu bereit ist kann einen Kavalleristen auch ohne Pferd glaubhaft darstellen.

Quellen:
Chris Hatrley, Stuart's Tarheels
Roger H. Harell, The 2nd North Carolina Cavalry
John W. Thomason Jr.,  JEB Stuart
Burke Davis, JEB Stuart The last Cavalier
Philip St. Geo. Cooke, Cavalry Tactics
Patten, Cavalry Drill
Poinsett, Cavalry Tactics


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